Jetzt muss ich das Urteil über das Zugfahren leider nochmal relativieren.

Die letzte Etappe und kürzeste Etappe in der Regionalbahn mit Halt an jeder Gießkanne, Freude- und Biertrunkenen Bayernfans, Verspätung und Zugstörungen war leider die schlechteste der ganzen Reise.

Warum man am Abend nicht mehr mit dem ICE nach Nürnberg fahren kann ist ein Rätsel. Das es kein WiFi gibt schon deutsche Realität.

Fast München, fast zuhause, fast Urlaub vorbei…..

Die Zugfahrt war in Ordnung. In dem Nachtzug kann ich, in dem Deluxe-Abteil, wirklich schlafen. Das Schaukeln und Ruckeln stört mich nicht, ich mags sogar. In Messina war wieder ein ziemliches Rangieren in alle Richtungen. Wäre bestimmt interessant zu wissen was die da genau machen.

In Neapel dann Vulkan No2 der Reise, der Vesuv. Der ist 1944 nochmal ausgebrochen und ha5 ja auch mit Pompeij sein Potential gezeigt. Trotzdem werden die Bergflanken illegal bebaut. Ich glaub da steckt sicher auch irgendwie die Mafia dahinter.

In Rom reichet die Zeit gerade für einen Toilettenbesuch und einen Cafe aus dem Pappbecher.

Der italienische ICE, der Frecciarosso sehr bequem. Wir waren under Business unterwegs. Ledersessel, gutes WiFi, Fresspaket, Getränke. Das ließ sich gut bis Bozen aushalten. Die Preise für den Zug sind auch viel günstiger als in Deutschland. Von Rom bis Bozen in der Business 40€.

Das WiFi ist so schnell und stabil, dass es möglich war, die Formel1 im Stream anzuschauen.

Ab Bozen dann ein Zug der ÖBB. Sehr voll bis Innsbruck mit Wanderern. Kein Vergleich mit dem italienischen Zug.

Zugfahrten geht. Es dauert länger als der Flug und ist, durch das häufige Umsteigen auch „fehleranfälligen“. Wenn da eine Verbindung schief geht, steht man doof da. Da man ohne Reservierung verratzt ist, kann man auch nicht einfach den nächsten nehmen. Und ich glaube, die Fluglinien kümmern sich dochintensiver um die Passagier wenn man einen Anschluss verpasst.

Kostenmässig ist es im Moment ungefähr gleich.

Der Kontakt mit Leuten die man vielleicht nicht mag ist leider länger und auch enger. Und auch, wegen der verschieden Züge und dem Passagierwechsel ist die Wahrscheinlichkeit auf Deppen zu treffen höher.

Aber Zugfahren ist gut für‘s Klima, keine Flugscham und man sieht wesentlich mehr. Ich finds gut.

Noch einmal durch Palermo. Diesmal mit ganz viel Zeit und ohne Möglichkeit für Mittagsschlaf. Wir haben gegen 11 das Quartier geräumt und der Zug fährt um 21:00. Zum Glück durften wir das Gepäck dort lassen und uns Vor dem endgültigen Aufbruch nochmal frisch machen.

Bei soviel Zeit war sie nun doch auf der Liste. Die Kapuziner Gruft mit den berühmten Mumien Palermos. Ein langer Fußweg raus aus der Stadt, vorbei an Kaserne der Carabinieri und Ruine des Armenhauses zum Friedhof. Daneben ist die Kirche. Ein Mönch kassiert 5€ pro Person und dann geht es in den gruseligen Keller. Wirklich schrecklich. Da hängen Tote an der Wand. Grässliche Fratzen. Teilweise noch Haut auf den Knochen. Särge, die an den Seiten offen sind und den Blick frei geben auf die darin liegenden Gerippe. Männer, Frauen und auch viel Kinder. Ausgestellt als Erinnerung an die Toten und an den Tod.

Ich fand es sehr gruselig und abstoßend. Wieder ein Grund unbedingt verbrannt zu werden wenn ich mal nicht mehr mitspielen darf.

Fotos darf man natürlich nicht machen. Aber eines hab ich mich doch getraut.

Sonst weiter Infos und Gruselbilder: Die Mumien von Palermo

Gleich nach der Gruft die nächste Mutprobe. Cane con Meuse – Brot mit Milz, eine lokale Spezialität. Ist nicht so schlimm wie es klingt. Sieht aus wie Pastramie und schmeckt ein wenig nach Leber. Die Milzscheiben werden in dem Kessel gekocht und dann in ein Brötchen gelegt. Dazu gibt es geriebenen Käse. Ziemlich fettig die ganze Sache. Hat man das auch mal probiert.

Danach waren wir noch im Theater. Das bietet Führungen durch Foyer und Auditorium auch ohne den Besuch einer Aufführung an. Es ist das drittgrößte Haus in Europa, nach Wien und Paris. Sechs Ränge. Die Bühne ist 50m tief. Leider war diese mit dem eisernen Vorhang geschlossen.

In der Königsloge durften früher nur Könige und später der Duce sitzen. Jetzt auch normales Volk.

Alles recht plüschig und viel Gold. Außerhalb des Saales schon etwas angeranzt.

Danach zog es sich doch ein bisschen hin. Von Bierchen, zu Imbiss usw.

Jetzt lieg ich im Zug und werd bald ein schönes Schläfchen machen bis es dann in Rom weiter geht.

Sehr viele schöne Wandgemälde und Graffitis gibt es.

Ist eines der vier Stadtviertel der Innenstadt von Palermo. Schön aufgeteilt durch zwei etwas größeren Stassen, die sich am Mittelpunkt, einem Platz mit vier großen, aufwändig gestalteten Häusern schneiden.

Ein Viertel mit den offiziellen Gebäuden, Palast mit Parlament und dem Dom. Ein sehr altes mit Markt und vielen sehr engen Gassen. Eines etwas multikultureller. Da wohnen viele Menschen aus Afrika und aus islamisch geprägten Ländern. Auch wieder ein Markt.

Und dann noch unser Lieblingsviertel. La Kalsa. Früher muss es dort eher mondän zugegangen sein. Dann wurde es im Zweiten Weltkrieg durch Bomben schwer zerstört. Mittlerweile fängt es wieder an zu glänzen. Dort sind die schönsten Kneipen und Bars, viele Familien mit Kindern und Hunden. Die meisten Kunsthandwerker haben hier ihre Läden.

Man kann bis zum Meer gehen. Kein Strand, was aber bei der Nähe zum Hafen auch besser ist. Dafür große Wiesen auf denen sich allerlei lustiges Völkchen tummelt.

Abends verwandelt es sich in eine Feiermeile. Wo tagsüber nur verrammelte Läden sind, öffnen Bars. Die Leute sitzen auf kleinen Stühlen oder am Bordstein. Negroni und Spritz, Wein und Bier. Zu jedem Getränk gibt es Häppchen. Bei entsprechendem Durst spart man das Essen.

Es gibt drei große Märkte, alle sehr ähnlich. Am schönsten fand ich den Ballaro Markt ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Ein arabisches und teilweise auch asiatisches Feeling. Es duftet, es riecht, es stinkt. Die Produkte sind schön, spannend, interessant, eklig. Über allem ein Klangteppich von vielen Menschen und einigen wirklich lauten Marktschreiern.

Man bekommt ganz unterschiedliches Streetfood. Fertig angerichtet auf kleinen Plastikteller. Pulpo, gebratene Aubergine, Fischbällchen und vieles mehr. Dazu ein Messina Bier und fertig ist der Lunch für wenige Euro.

Besonders beliebt, wahrscheinlich dann am Abend noch mehr, sind die Aperol Spritzz Stände, an denen es den Drink für 3 Euro gibt.

Und bevor ich es vergesse, das Schlimmste am Tourismus hier sind die Pferdekutschen.

Ich verachte die Typen, die ihre Tier so quälen. Sie ohne Wasser in der Sonne stehen lassen. Die Kutschen mit vier verfettete Ärsche besetzt durch die Straßen ziehen lassen. Im Trab auf dem unebenen glatten Steinpflaster dahinjagen.

Und ich verachte noch mehr die Leute die da mitmachen und mit ihrem Geld diese Qual finanzieren. Ekelpack!

Heute haben wir an einer Tour mit dem Thema Mafia teilgenommen. Ein Thema, dem man hier in Palermo auf Schritt und Tritt begegnet, wenn man sich ein bisschen interessiert und die Augen offen hält.

Gleich bei unserer Ankunft am 23. Mai durften wir eine große kraftvolle Demonstration gegen die Mafia erleben. Immer am Jahrestag der Ermordung von Giovanni Falcone 1991 gehen die Menschen auf die Straße.

An die beiden ermordeten Juristen, Falcone und Borsellino, aber auch den anderen Opfern der Mafiamorde wird hier oft erinnert

Die geführte Tour heute wurde von eine Organisation aus Palermo organisiert, die 2014 begonnen hat, sich organisiert gegen die Mafia und dabei speziell gegen eines deren kriminellen Modelle, der „Schutzgeld“ Erpressung, zu wehren.

Shops etc. werden unterstützt, den Pizzo zu verweigern. Das geschieht, indem diese Shops nach außen sichtbar und speziell beworben werden als die Shops, in denen die Kunden die Mafia nicht mitfinanzieren.

Außerdem gibt es juristische, psychologische und moralische Unterstützung. Das scheint zu funktionieren. Der Anteil der Geschäfte die Pizzo zahlen, ist von 80 auf 65% gesunken. Immer noch eine verdammt hohe Zahl, welche die Angst der Menschen vor der Krake zeigt.

Nach den vielen Morden in den 90ern hat sich die Mafia in die Stille begeben. Sie machen ihre dunklen Geschäfte mit Flüchtlingen, Rauschgift, Bauunternehmen und Pizzo immer noch und mehr, aber ohne Aufsehen zu erregen. So versuchen sie in Vergessenheit zu geraten. Bei den letzten Wahlen in Italien hatte kein Bewerber den Kampf gegen die Mafia im Programm. Konzept aufgegangen.

Es ist absolut bewundernswert, wie sich die Bürger:innen von Palermo und ganz Sizilien wehren und weiter lautstark über die Mafia reden und sie damit bekämpfen. Und es wird gefährlich bleiben und werden.

Noch tut die Mafia nichts, wenn Shops den Pizzo verweigern, der Ärger wäre nicht leise, aber wenn die Zahl weiter sinkt, irgendwann werden sie reagieren….

Addio Pizzo

Der Verkehr ist gut. Mir macht es ja Spaß so Auto zu fahren, aber das ist dann auch nicht für immer sondern eben nur einmal quer durch bis zur Avis Station. Eigentlich fahren alle wie sie wollen. Und alle passen ein bisschen auf. Vorfahrt, die Regeln sind klar, aber irgendwie gibt es immer eine Lücke um durchzuschlüpfen. Spuren, es sind eigentlich 3, aber man kann dort auch zum fünft nebeneinander fahren. Warum also nicht?

Richtig nervig ist es nur als Fußgänger, weil auch auf engstem Raum mit hoher Geschwindigkeit vorbei gefahren wird. Wenn da mal ein Spiegel gegen den Arm schlägt ist die Scheisse schon passiert.

Nach etwas Verwirrung wegen der Öffnungszeiten hatten wir das Auto los und das Gepäck im Dachgeschoss der Ferienwohnung und konnten uns in den Trubel dieser Stadt stürzen.

Alles etwas morbide und schmutzig. Aber mit ganz viel Charme und Spannung, dass das nichts ausmacht.

Das Theater ist riesig, eines der größten Häuser in Europa. Und sie haben eine nette Bar im Garten.

Typisch für Italien ist am Nachmittag eher Ruhe und dafür explodiert das Leben nach 18-19 Uhr. Die Straßen und Gassen sind voller flanierenden Menschen. Dazwischen Rollerfahrer und auch einige nicht ganz seriös aussehende Gestalten.

Auf dem Weg nach Palermo, bei schönstem Sommerwetter, noch einen Abstecher nach Monreale. Eine Kirche mit Kloster, welches gebaut wurde, um gegen ähnlich gestaltete Bauten in Palermo und Cefalu anzustinken. Ist gelungen!

Das ist eine der schönsten und bestaunenswerteste Ausgestaltung einer Kirche die ich kenne. Nicht die Architektur, sondern die Mosaike. Mit ganz vielen Details werden, quasi wie in einem Comic, Geschichten aus der Bibel erzählt. Genesis, Noah, Wunder und ganz wenig Passion. Endlich mal keinen Focus auf Leid und Qual. Sehr, sehr schön.

Man kann auch wieder das Dach besteigen und denAusblick genießen und in den wundervollen Kreuzgang gehen. Eine Ode an das Licht, wie es völlig zutreffend im Guide dazu heißt.